Klar sprechen, ohne zu verletzen – geht das? Was Führungskräfte tun können, wenn Kritik zur Gratwanderung wird

28.06.2025

Einleitung: Zwischen Klarheit und Kränkung

"Ich will Feedback geben, aber ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen."

Ein Satz, den ich in Coachings mit Führungskräften immer wieder höre. Und das aus gutem Grund: Die Zeiten autoritärer Ansagen sind vorbei. Heute geht es um Dialog, Augenhöhe, respektvolle Kommunikation.

Aber was ist, wenn genau das zur Blockade wird? Wenn Sie spüren, dass etwas angesprochen werden muss, aber nicht wissen, wie? Wenn Klartext zu hart klingt, und Diplomatie nichts bewegt?

Dann entsteht genau das, was viele kennen: Kommunikationsunsicherheit.

In diesem Beitrag geht es darum, wie Sie als Führungskraft präzise und menschlich zugleich kommunizieren können. Und wie Online-Kurzzeitcoaching helfen kann, innere Klarheit und Sprachfähigkeit zurückzugewinnen.

1. Das Dilemma: Kritik geben ohne Schaden zu hinterlassen

Führung heißt, Entwicklungen erkennen, ansprechen und beeinflussen. Gut, allerdings herrscht in vielen Teams eine stille Kultur der Schonung. Aus Angst vor Demotivation, Verletzung oder Missverständnissen wird Kritik verpackt, verwässert oder verschoben.

Das Problem: Je unklarer Sie sprechen, desto mehr Raum bleibt für Interpretation. Und irgendwann fühlt sich das Team orientierungslos. Oder misstrauisch.

Klartext muss nicht hart sein. Aber er muss ehrlich sein.

2. Warum Kritik oft falsch verstanden wird

Typische Auslöser für Missverständnisse:

  • Unklare Sprache: "Das müssen wir mal beobachten" klingt wie ein Alarmsignal, ist aber nicht greifbar.
  • Passive Formulierungen: "Man könnte vielleicht..." oder "eventuell sollte man…" bleiben folgenlos.
  • Versteckte Erwartungen: Wenn Sie hoffen, dass das Gegenüber "es schon versteht", ohne dass Sie es aussprechen.

Der Wunsch, niemanden zu verletzen, führt oft dazu, dass Aussagen weichgespült und damit wirkungslos werden.

3. Klarheit braucht Mut – aber keine Brutalität

Kritik ist dann hilfreich, wenn sie:

  • beobachtbar ist (nicht "Sie sind unprofessionell", sondern "Sie kamen dreimal zu spät zur Abstimmung"),
  • konkret ist (nicht "Das war einfach zu wenig und nicht gut", sondern "In Ihrem Pitch fehlte die Zielsetzung"),
  • lösungsorientiert ist (nicht "Das muss besser werden", sondern "Ich schlage vor, dass...").

Tipp: Starten Sie mit dem Satz:

"Ich möchte offen ansprechen, was mir aufgefallen ist, weil ich Klarheit für uns beide wichtig finde."

Damit rahmen Sie das Gespräch konstruktiv ein und nehmen den Druck aus der Unterhaltung heraus.

4. Der innere Anteil, der Kritik vermeidet

Viele Führungskräfte haben nicht nur ein kommunikatives, sondern ein emotionales Thema mit Kritik. Vielleicht, weil sie selbst negatives Feedback als verletzend erlebt haben. Oder weil sie den Eindruck haben: "Wenn ich Klartext spreche, verliere ich die Beziehung."

Hier kann es hilfreich sein, genauer hinzuschauen:

  • Was macht mir Angst am Klartext?
  • Was traue ich meinem Gegenüber nicht zu?
  • Was vermeide ich, wenn ich mich nicht klar positioniere?

Kommunikationsunsicherheit ist oft ein Selbstschutzmechanismus. Nur wenn Sie ihn erkennen, können Sie ihn auflösen.

5. Drei konkrete Strategien, wie Sie als Führungskraft klarer sprechen

a) Benenne das Verhalten, nicht die Person

Statt zu sagen: "Sie sind unzuverlässig.", wäre die bessere Formulierung: "Die Deadline wurde dreimal nicht eingehalten."

b) Beziehe dich auf Wirkung, nicht auf Absicht

Sagen Sie statt: "Sie haben mich respektlos behandelt.", lieber: "Ich habe es als respektlos erlebt, dass meine Frage ignoriert wurde."

c) Sprich im Dialog, nicht im Urteil

Statt: "Das war falsch." Besser: "Wie hast du die Situation wahrgenommen? Ich sehe es etwas anders."

6. Warum viele Gespräche an der Vorbereitung scheitern

Ein klarer Gedanke führt zu klarer Sprache. Wenn Sie nicht wissen, was genau Ihr Punkt ist, wird das Gespräch verschwommen. Viele Gespräche scheitern nicht an mangelnder Empathie, sondern an mangelnder Struktur.

Vorbereitungstipps:

  • Was genau will ich ansprechen? (Fakt + Wirkung)
  • Was ist mein Ziel für das Gespräch?
  • Welche Reaktion wäre für mich ein Zeichen von Verstehen?

Tipp: Schreiben Sie sich die drei wichtigsten Kernbotschaften auf. Klar. Kurz. Ohne Schnörkel.

7. Wie Coaching helfen kann, die eigene Sprache zu finden

Ein gutes Coaching bringt Ihnen keine Phrasen bei. Es hilft Ihnen vielmehr, die eigene Stimme zu finden. Die, die zu Ihrer Persönlichkeit, zu Ihrer Rolle und zu Ihrer Situation passt.

Lösungsorientiertes Kurzzeitcoaching setzt da an:

  • Wo Sie nicht weiterkommen, weil innere Anteile sich blockieren.
  • Wo Sie im Gespräch unsicher sind, obwohl Sie das Thema kennen.
  • Wo Sie Klarheit brauchen, um sich klar auszudrücken.

In 1 bis 3 Sitzungen (bei Bedarf natürlich auch mehr) lässt sich oft schon ein echter Perspektivwechsel erzielen, inklusive Formulierungshilfen, Haltungsarbeit und Gesprächsvorbereitung.

8. Fazit: Klarheit ist keine Technik. Sondern eine Haltung.

Wenn Sie als Führungskraft lernen, sich ehrlich auszudrücken, ohne andere zu entwerten, entsteht etwas Wertvolles: Vertrauen.

Kritik muss nicht verletzen. Aber sie darf spürbar sein. Wenn Sie bereit sind, nicht nur über andere zu sprechen, sondern mit ihnen, ändert sich mehr, als Sie denken.

Und wenn Sie das lernen wollen, ohne einen monatelangen Prozess: Dann schreiben Sie mir. Klarheit beginnt mit einem Gespräch.


Christian Schultze
Berater & Coach für Lösungsorientiertes Online-Kurzzeitcoaching für Führungskräfte
info@cs-insight-coaching.de

www.cs-insight-coaching.de