"Ich merke, mein Körper zieht die Notbremse, aber ich fahr einfach weiter."

Wenn der Körper spricht, bevor der Kopf versteht
Sie führen. Sie entscheiden. Sie leisten. Und irgendwann merken Sie: Etwas stimmt nicht. Der Schlaf wird schlechter. Der Nacken steifer. Die Energie unzuverlässiger.
Und trotzdem machen Sie weiter.
Viele Führungskräfte erleben diesen inneren Widerspruch: Der Verstand will Effizienz. Der Körper meldet Widerstand. Und oft gewinnt: der Kalender.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- warum körperliche Warnsignale in Führungsrollen häufig ignoriert werden
- wie sich chronische Überlastung psychosomatisch zeigt
- und wie Coaching helfen kann, den Kontakt zum eigenen Körper wiederherzustellen – bevor die Notbremse wirklich anzieht
1. Warum der Körper oft früher Bescheid weiß als der Kopf
Unser Nervensystem ist ein sehr sensibles Frühwarnsystem. Es reagiert auf Dauerstress, Reizüberflutung und emotionale Konflikte, und das schon lange bevor wir bewusst merken, dass etwas nicht stimmt.
Typische körperliche Signale:
- Spannungskopfschmerzen
- Verdauungsprobleme
- Herzrasen oder Druck auf der Brust
- Schlafstörungen
- chronische Erschöpfung trotz "Erholung"
Diese Symptome treten nicht einfach zufällig auf. Sie sind Botschaften, die immer lauter werden, wenn sie ignoriert werden.
2. Warum Führungskräfte besonders gefährdet sind
Menschen in Führungsrollen erleben ein hohes Maß an Erwartungen, Stress und Daueranspannung:
- Entscheidung unter Unsicherheit
- ständige Erreichbarkeit
- hohe Eigenverantwortung ohne Resonanz
- emotionale Belastung durch Konflikte, Spannungen, Personalfragen
Dazu kommt: Viele haben gelernt, körperliche Signale zu übergehen, weil Leistung, Kontrolle und "Durchziehen" zur beruflichen Identität geworden sind.
Doch genau dieses Muster kippt irgendwann und der Körper wird zum einzigen ehrlichen Feedback-Geber.
3. "Ich funktioniere, aber ich spür nichts mehr."
Diesen oder ähnliche Sätze höre ich im Coaching ziemlich oft. Er ist bezeichnend für das, was in vielen Führungssystemen passiert: Funktionieren wird zur Maxime. Selbstwahrnehmung wird zur Störung. Und irgendwann spürt man nur noch: Nichts.
- Kein Hunger mehr. Kein Appetit. Nur Zeitdruck.
- Keine Freude. Keine Langeweile. Nur To-do-Listen.
- Kein Kontakt zum eigenen Körper. Nur Symptome.
Wenn Sie sich darin wiedererkennen: Sie sind nicht allein. Was passieren kann, zeigte beispielsweise BMW-Chef Krüger auf der IAA 2015, als er auf der Bühne kollabierte. Wie riskant ein stressbeladenes Leben als Führungskraft sein kann, ist Han Jong-hee, der plötzlich verstorbene Co-CEO und Vize-Vorsitzender von Samsung Electronics. Umso wichtiger ist die Erkenntnis: Es ist nicht zu spät.
4. Woran Sie merken, dass Ihr Körper versucht, mit Ihnen zu sprechen
Typische Alarmsignale, die Führungskräfte häufig bagatellisieren:
- Gereiztheit oder Weinerlichkeit ohne erkennbaren Anlass
- Wiederkehrende Infekte oder Entzündungen
- Konzentrationsstörungen trotz Erholungsversuchen
- Muskelverspannungen, die "nicht mehr weggehen"
- Koffein- oder Alkoholkonsum, um Leistung zu regulieren
Wenn solche Symptome über Wochen oder Monate anhalten und nicht verschwinden, lohnt sich die Frage:
"Was versucht mein Körper mir sagen, das ich nicht hören will?"
5. Warum "weiterfunktionieren" kein Zeichen von Stärke ist
Viele Führungskräfte haben eine hohe Frustrationstoleranz, verbunden mit einem tiefen Pflichtgefühl. Doch wenn das eigene Nervensystem in den roten Bereich läuft, hilft keine Disziplin mehr. Das Ignorieren körperlicher Signale führt nicht zur Lösung. Es verschiebt sie nur. Und macht sie größer.
Denn der Körper verhandelt nicht. Irgendwann zieht er die Notbremse. Und das kann sich äußern in:
- Erschöpfungsdepression (Burnout)
- psychosomatischen Erkrankungen
- Verlust der Fähigkeit, sich zu regenerieren
6. Was Sie konkret tun können, bevor es zu viel wird
a) Mini-Check: Drei Fragen am Tag
Stellen Sie sich täglich:
- Wie geht es meinem Körper gerade wirklich?
- Wo spüre ich Spannung, Unruhe oder Taubheit?
- Was bräuchte ich jetzt, wenn ich ehrlich bin?
b) Stopp-Zeichen definieren
Legen Sie klare Marker fest: Wenn ich drei Tage nicht durchschlafe, zwei Mahlzeiten auslasse oder ohne jeden Grund gereizt reagiere, dann stoppe ich und zwar sofort.
c) Bewegung statt Betäubung
Bewegung ist kein Ausgleich, sie ist Regulation. Kleine Körperrituale helfen, Spannung abzuleiten: Gehen. Strecken. Atmen oder Dehnen. Nicht aus Pflicht, sondern aus Verbundenheit mit sich selbst und seinem Körper und Geist.
d) Ruhe neu definieren
Erwiesenermaßen ist nicht jede Pause erholsam. Social Media zu konsumieren hat z. B. absolut nichts mit Regeneration zu tun. Lernen Sie, was Ihnen wirkliche Ruhe bringt: Natur? Musik? Stille? Gespräch?
7. Wie Coaching helfen kann, wieder in den Körper zu kommen
Coaching ist nicht gleich Therapie. Aber es kann ein entscheidender Spiegel sein. Gerade für Menschen, die gelernt haben, sich über Funktion und Kontrolle zu definieren.
Im Online-Kurzzeitcoaching geht es um:
- Erkennen: Wo ignoriere ich Signale?
- Reflektieren: Was treibt mich, weiterzumachen?
- Fühlen: Was nehme ich wahr, wenn ich ehrlich bin?
- Handeln: Was kann ich konkret verändern?
Viele Klient:innen berichten nach wenigen Sitzungen:
"Ich höre mich wieder. Ich spüre mich wieder. Ich kann anders entscheiden."
8. Fazit: Der Körper ist kein Gegner. Er ist Ihr Verbündeter.
Führung beginnt nicht nur im Kopf, sondern im Nervensystem. In der Selbstwahrnehmung. In der Fähigkeit, sich selbst nicht zu verlieren. Wenn Sie merken, dass Ihr Körper beginnt, lauter zu sprechen, dann tun Sie das eine: Hören Sie hin. Nicht morgen. Heute.
Und wenn Sie dabei Unterstützung brauchen: Ich bin da, mit Klarheit, Struktur und Respekt vor Ihrer Grenze.
Christian Schultze
Berater & Coach Lösungsorientiertes Online-Kurzzeitcoaching für Führungskräfte
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