Führen in der Unsicherheit: Wie du Orientierung gibst, obwohl du sie selbst suchst

13.07.2025

"Ich soll den Leuten Orientierung geben, aber ich weiß selbst nicht, was kommt." Diese Situation erleben viele Führungskräfte, wenn sich ihr Unternehmen, ihr Markt oder ihr Team in einem Umbruch befindet. Neue Strukturen, neue Strategien, neue Erwartungen, dabei aber kaum echte Klarheit. Und trotzdem schaut das Team auf Sie. Wartet auf Haltung. Auf Richtung. Auf Sicherheit.

In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, warum Unsicherheit für Führungskräfte heute der Normalzustand ist, wie Sie auch ohne Antworten Vertrauen schaffen und wie Sie mit Klarheit kommunizieren, ohne vorzugeben, alles zu wissen.

1. Willkommen in der Ambiguität: Führung ohne feste Landkarte

Veränderung war früher ein Projekt. Heute ist sie Dauerzustand. Globalisierung, Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Arbeitswelten, wirklich alles ist in Bewegung. Führungskräfte müssen dabei immer schneller reagieren und gleichzeitig Ruhe ausstrahlen. Kein Wunder, dass viele sagen:

"Ich habe das Gefühl, ich soll ein Ziel kommunizieren, das selbst noch keiner kennt."

Hier ist Ambiguitätstoleranz das Stichwort, also die Fähigkeit, mit Mehrdeutigkeiten umzugehen. Aber was bedeutet das praktisch?

2. Der Irrtum: Orientierung heißt nicht, alle Antworten zu haben

Viele glauben, sie müssten Sicherheit vermitteln, indem sie Zuversicht oder "Durchblick" ausstrahlen. Aber das fühlt sich schnell hohl an, nicht nur für Sie selbst, sondern auch für Ihr Team.

Besser ist eine andere Haltung:

  • Transparenz statt Allwissenheit
  • Verantwortung statt Kontrolle
  • Gemeinsames Denken statt vorgegebene Lösung

Denn es gilt: Vertrauen entsteht nicht durch Gewissheit, sondern durch Ehrlichkeit.

3. Was Teams in der Unsicherheit wirklich brauchen

Führung in der Veränderung bedeutet nicht, alle Antworten zu haben. Vielmehr bedeutet es, die folgenden Bedürfnisse zu bedienen:

  • Emotionale Sicherheit: Dürfen wir auch Unsicherheit zeigen?
  • Klare Kommunikation: Was ist bekannt? Was nicht?
  • Sinnstiftung: Warum tun wir das überhaupt?
  • Orientierung: Was ist unser Zielrahmen?

Sie dürfen sagen: "Ich weiß es noch nicht. Aber ich halte den Rahmen, bis wir mehr wissen."

4. Vier Fehler, die Führung in Umbruchphasen untergraben

a) Vorgaukeln von Kontrolle

"Wir haben alles im Griff" – obwohl das Gegenteil spürbar ist. Das zerstört Vertrauen.

b) Kommunikationsvermeidung

Wenn keine Infos kommen, füllt das Team die Lücken, leider fast immer mit Gerüchten.

c) Mikromanagement aus Angst

Wenn Strukturen wackeln, greifen viele zu stärkerer Kontrolle. Das erstickt die Eigenverantwortung.

d) Keine Haltung zeigen

Wer auf Rückfragen nur mit Floskeln reagiert, verliert als Führungspersönlichkeit an Wirkung.

5. Wie Sie auch ohne Antworten Orientierung geben

a) Sprachfähigkeit statt Schein-Sicherheit

Erklären Sie, was Sie wissen und was nicht. Machen Sie den Denkprozess für Ihr Team verständlich und sichtbar:

"Wir stehen gerade an einem Punkt, an dem wir X wissen, aber Y noch unklar ist. Unser Ziel ist es, bis zum Datum Z Klarheit zu schaffen."

b) Den Fokus auf Haltung legen

Was ist Ihre Haltung zu bevorstehenden Veränderungen? Zeigen Sie Position, auch wenn Sie selbst noch keine Lösung haben:

"Ich glaube daran, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen können, auch wenn wir noch nicht alle Details kennen."

c) Gemeinschaft stärken, statt Einzelkämpfer produzieren

Veränderung gelingt nur gemeinsam. Beziehen Sie Ihr Team weitestmöglich mit ein. Fragen Sie beispielsweise aktiv:

"Was brauchen Sie, um in dieser Phase arbeitsfähig zu bleiben?"

d) Zeitachsen definieren

Auch wenn nicht klar ist, was kommt, machen Sie klar, wann entschieden oder informiert wird.

6. Was Selbstführung in der Unsicherheit bedeutet

Wer andere durch Unsicherheit führen will, braucht intensiven Kontakt zu sich selbst. Fragen Sie sich deshalb:

  • "Was genau verunsichert mich gerade?"
  • "Welche Entscheidung schiebe ich auf?"
  • "Wo war ich zuletzt ehrlich zu mir selbst?"
  • "Wer oder was könnte mir helfen, wieder in Verbindung mit mir zu kommen?"

Denn nur wer in der Lage ist, sich selbst zu führen, kann auch andere glaubwürdig durch Unsicherheit begleiten.

7. Wie Coaching helfen kann, Orientierung zu geben – auch ohne Plan

Viele Führungskräfte suchen im Coaching keinen Ratgeber. Sie wünschen sich einen Raum für Sortierung, Haltung, Klarheit. Das gilt gerade dann, wenn der Weg noch nicht sichtbar ist.

Lösungsorientiertes Online-Kurzzeitcoaching unterstützt dabei:

  • sich selbst zu verorten, bevor man andere führt
  • mit Widersprüchen umzugehen, ohne sich zu verlieren
  • Sprache für das Unfertige zu finden
  • das eigene Team nicht mit Halbwahrheiten, sondern mit Haltung zu führen

Eine typische Rückmeldung von Klient:innen nach dem Coaching, die mir zeigt, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe, lautet:

"Ich habe keine neue Antwort, aber ich habe wieder eine klare Haltung. Und das macht den Unterschied."

8. Fazit: Orientierung geben heißt nicht, alles zu wissen, sondern zu führen, obwohl man sucht.

Unsicherheit ist nicht das Ende von Führung. Sie ist vielmehr ihr Test. Wer lernt, mit dieser Spannung umzugehen, wird als Führungskraft und Persönlichkeit nicht schwächer, sondern menschlicher, klarer, wirksamer.

Wenn Sie spüren, dass Sie in einer Umbruchphase Orientierung brauchen, um andere mitnehmen zu können, sprechen Sie mich einfach an für ein Coaching ohne fertige Antworten, aber mit den richtigen Fragen.


Christian Schultze
Berater und Coach Online-Kurzzeitcoaching für Führungskräfte mit Tiefgang
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